BAD ORB und die WEGSCHEIDE im Mai

Rundgang in Bad Orb am 27. Mai 2014
mit den „Aufgeweckten Alten“

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An der Eisernen Hand, der Autobahnabfahrt mittig zwischen Frankfurt und Fulda beginnt die Bad Orber Gemarkung, das Tor zum Spessart. Der größte Teil des Spessarts ist bayrisch, dazu gehörte früher auch Orb, aber die meiste Zeit (ca. 750 Jahre) gehörte Orb zu Mainz, das durch das Mainzer Rad an historischen Gebäuden sichtbar ist.

Die Einwohnerzahl dieser mittelalterlichen Stadt mit dem Wappen St. Martins liegt unter 10.000. Die Stadtbefestigung aus dem
13. Jhdt. ist heute noch z. T. eindrucksvoll erhalten.

Der Ausgangspunkt des Rundgangs war die Konzerthalle im Kurpark, der bereits 1900 auf dem einstigen Salinengelände nach englischem Muster angelegt wurde.

Das einzig übrig gebliebene Gradierwerk (Saline) ist 155 m lang, 12 m hoch und Hessens größtes erhaltenes Gradierwerk. Gradierwerke dienten ursprünglich der Aufbereitung des salzhaltigen Wassers, indem es über Schwarzdorn tropfte, sich durch Eindunstung verdickte, von Kohlesäure, Eisen und Kalk befreite und dadurch zur besseren Salzqualität führte.

Das Zollhaus zeugt von den Sälzern und Kärnern, die mit dem weißen Gold über den Eselsweg, der heute ein beliebter Wanderweg ist, in die Welt zogen.

Das 1770 erbaute Rathaus war einst bayrisches Hauptsalzamt, bevor es zum Rathaus umfunktioniert und bis 2006 als solches genutzt wurde.

In der Alten Stadtapotheke lebte Leopold Koch, der 1936 die erste Badeanstalt schuf und somit die Heilkraft des Saalwassers nutzte, nachdem die Salzgewinnung nicht mehr rentabel war.

Der Wenedelinusbrunnen mit dem Schutzpatron der Bauern und Hirten steht eindrucksvoll vor dem Haus Goldenes Rad, ein Gasthaus, das Treffpunkt der einstigen Wilderer war.

Vorbei am Henkershaus aus dem 16. Jhdt., wo einst der Orber Henker und Schinder außerhalb der Stadtmauer wohnte, führte der Weg am ehemaligen kurmainzischen Amtskeller vorbei zum Heilbad- und Jubiläumsbrunnen, der1987 zum 150-jährigen Jubiläum der Bad-Gründung errichtet wurde. Die Brunnensäule zeigt die Entwicklung von Orb. Die drei Buben auf der Säule, Ludwig, Martin und Phliipp sind die Namensgeber der drei Heilquellen. Nicht weit davon ist auf einem gewaltigen Kastengradierstein eine Gedenktafel angebracht,  zur Erinnerung der Orber Juden, die in nächster Nähe auch ihre Synagoge hatten.

Vom Haus Alt Orb, das 1550 errichte wurde, hatte man einen guten Blick zum Obertor, ein gewaltiger Turm, der einst auch als Gerichtsgefängnis diente.

Der Freihof, eine innerstädtische Burg der fränkischen Adelsfamilie Faulhaber, hat ihren Namen deshalb, weil die Faulhabers bereits 1425 Steuerfreiheit erhielten. Aus diesem Geschlecht gingen zwei Mainzer Erzbischöfe hervor.

Zwei sehenswürdige Fachwerkhäuser, Patrizierhäuser, wurden 1607 erbaut. 1848 begann hier der Aufstand der Orber Bürger gegen das bayrische Militär.

Im Quellenring konnte man unterhalb der Spessartklinik, in unmittelbarer Nähe der Philipps- und Ludwigsquelle das heilbringende Wasser kosten. Hier sind auch die Stadtmauern und Wehrtürme besonders gut erhalten.

Bereits 1460 hatten die Orber das Privileg, an jedem Samstag einen Markt abzuhalten. Der Marktbrunnen auf dem Markplatz erinnert an diese Zeit.

Ein Schmuckstück ist das Kleinste Haus, das einstmals erste Zahlstelle der Raiffeisen-genossenschaft von Orb war. Es ist 1,58 m breit und überhaupt das Postkartenmotiv.

Vom Kleinsten Haus führt ein breiter Treppenaufgang zur Martinskirche, eine gotische Kirche aus dem 14. Jhdt. In der Weihnachtsnacht 1983 brannte die Kirche fast völlig aus und viele Schätze gingen verloren. Bereits 1985 erfolgte die Wiedereinweihung.

Das Untertor ist eigentlich der Eingang in die Fachwerkstadt, die zwei metallischen Bögen sollen das ehemalige mittelalterliche Untertor darstellen. Der Äskulap-Brunnen stellt den Bezug zum Heilbad her. Sehenswerter ist am Untertor die Figur Peter von Orb. Er war einst ein berüchtigter Spessarträuber, der im Wartturm auf dem Hausberg, dem Molkenberg, eingekerkert wurde und angeblich durch einen von ihm gezähmten Fuchs, der ihm einen Gang unter den Mauern wühlte, entkommen konnte. Aus Rache soll er die Schweden, die im 30-jährigen Krieg durch den Kinziggrund zogen, auf die Orber aufmerksam gemacht haben, die schließlich die Stadt plünderten und brandschatzten.

Dieser historische Rundgang fand sein Ende mit der Mittagspause in der alten Orber Marktschänke.

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Mit dem Bus ging es zur Wegscheide, ein Höhenzug zwischen Bad Orb und dem Joßgrund. Die Wegscheide wurde 1911 ursprünglich als Lager des Militärs errichtet, das zum Truppenübungsplatz in Villbach/Lettgenbrunn gehörte. Nach dem ersten Weltkrieg ( 1920 ) wurde die Wegscheide Schullandheim für Frankfurter Kinder, die sich bei Schulbetrieb erholen sollten. Mit Spenden von vermögenden Frankfurter Familien, wie z. B. die Familie Weinberg, wurde diese Einrichtung unterstützt. Von 1939 bis 1945 war Villbach/Lettgen-brunn abermals Truppenübungsplatz. Die Menschen in diesen Gemeinden wurden deshalb ein zweites Mal umgesiedelt. Die Wegscheide wurde während des Krieges zum Gefangenenlager für Franzosen, Briten , Polen und später für sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter unter menschenunwürdigen Bedingungen. Ab 1945 diente die Wegscheide als Flüchtlingslager, aber bereits 1949 kamen wieder Frankfurter Kinder zur Wegscheide. Heute kommen nicht nur Frankfurter Kinder zu Ferienaufenthalte auf die Wegscheide, manchmal sogar Kinder aus dem Ausland.

Auf einem Rundgang über die Wegscheide konnte der Geschaftsführer Herr Noack von der ungebrochenen und gewachsenen Attraktivität dieser Wegscheide-Stiftung überzeugen. Das Angebot an Sport und Spiel als auch die Inneinrichtungen sind auf einem guten Niveau, vor allem der sozialpädagogische Wert eines solchen Aufenthaltes von jungen Menschen ist nicht hoch genug einzuschätzen.

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Im Anschluss an die Wegscheideführung ging es mit dem Bus, vorbei am Russischen Friedhof mit 1430 toten Kriegsgefangenen, über Villbach , vorbei an der Orbquelle zum Café  Waldfriede. Dort stärkten sich vor der anschließenden Heimfahrt nach F-Höchst die „Aufgeweckten Alten“ mit Tortenstücken, die in diesem Haus sowohl von der Qualität als auch von der Größe und dem Preis  einen ausgesprochen sympathischen Eindruck hinterließen.

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